Tja, wie war das nochmal mit dem Frühlingsbeginn? Eigentlich wollte ich an dieser Stelle von einem saftigen Frühlingsgrün berichten, doch weil die Natur noch einmal einen Winterschlaf eingelegt hat, möchte ich heute einen Winterpilz in den Mittelpunkt rücken. Ja, du hast richtig gelesen: Auch in der kalten Jahreszeit kommen Pilzsammler und Spürnasen auf ihre Kosten und da kann es schon passieren, dass man das gar nicht so seltene Judasohr erspäht.
Auricularia Auricula-Judae, wie der Pilz in der Sprache der Mykologen heißt, wächst bevorzugt auf alten Holunder-Ästen und ähnelt von Form, Farbe und Konsistenz tatsächlich einem menschlichen Ohr.
Mein Fund war schon etwas ausgetrocknet und von der Farbe her relativ dunkel. In ein Glas Wasser gelegt, quillt er aber innerhalb weniger Minuten auf und erlangt so wieder sein ursprüngliches Aussehen und seine gallertartige Beschaffenheit.
Medizinische Wirkung
Das Judasohr ist ein Heilpilz für Herz und Gefäße und wurde bereits 1679 in einem Kräuterbuch erwähnt. In China wird der Pilz seit über 2000 Jahren medizinisch verwendet. Heute gibt es Studien zu folgenden Anwendungsgebieten:
- Venöse Insuffizienz – Thromboseprophylaxe
- Schlaganfallprophylaxe
- Migräne
- Erhöhte Blutfettwerte
- Bluthochdruck
Wissenschaftlich nachgewiesen wurden folgende Wirkungen: durchblutungsfördernd, cholesterinsenkend, blutzuckersenkend, entzündungshemmend, tumorhemmend, vitalisierend und herzstärkend.
Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (Aspirin, Marcumar, etc.), da dieser Effekt durch den Heilpilz verstärkt werden kann. Auch vor chirurgischen Eingriffen sollte auf die Einnahme von Auricula verzichtet werden, da er blutgerinnungshemmend wirkt.
Verwendung
Während in der asiatischen Küche die „chinesischen Morcheln“ hoch geschätzt und in vielen Gerichten zu finden sind, steht in der heimischen Kulinarik das Judasohr kaum auf dem Speiseplan. Warum wohl? Ich vermute, weil der Pilz geschmacklich wenig hergibt und seine Konsistenz nicht jedermanns Sache ist. Wenn man allerdings sein medizinisches Wirkungsspektrum anerkennt, wäre es doch sinnvoll, ihn zumindest ab und zu in den Speiseplan einzubauen.
Geschmacklich aufbessern kann man den Holunderschwamm übrigens, indem man ihn in unterschiedlichen Flüssigkeiten wie Wein, Sojasoße oder Essig aufquellen lässt. Er nimmt so den entsprechenden Geschmack an. In Streifen geschnitten (Die holzige Ansatzstelle entfernen!) passt er gut zu Speck, Zwiebel und Bärlauch und macht die Soße zu einem herzhaften Geschmackserlebnis.
Der getrocknete Fruchtkörper (5-10 g) kann auch in heißem Wasser gekocht und zweimal täglich als herzstärkenden Tee getrunken werden.
Und nun heiße ich den Frühling HERZ-lich willkommen und hoffe, dass er uns bald ein paar wärmende Sonnenstunden schickt!!